Schneeschuhwandern in Weiß | © DAV Karlsruhe / Maurus Bauer

Durchquerung von Riesen- und Isergebirge

Unterwegs auf Rübezahls Spuren - Eine Schneeschuh-Sage

24.03.2025

Es war einmal im Iser- und Riesengebirge, wo der Wind durch uralte Bäume flüsterte und der Nebel die Gipfel in ein geheimnisvolles Tuch hüllte. Hier, in den Höhen voller vergessener Legenden, wurzelte der Zauber der Rübezahlsage – ein Echo der Berge, das nur die hören konnten, die bereit waren, den Ruf der Wildnis zu vernehmen...

An einem strahlenden Wintermorgen versammelten sich sieben mutige Wanderer – im Alter von 31 bis 61 Lenzen – am Bahnhof von Liberec. Dort erwartete sie Merlin, ein charismatischer Führer, der in diesen Landen als Hüter der Pfade gepriesen wird. Mit einem festlichen „Ahoj!“ begann ihre Reise, als sie in einem Bus tief ins Isergebirge fuhren – in ein Reich, in dem die Zeit stillzustehen schien. Schon bald öffnete sich vor ihnen ein magischer Pfad: Von Bedřichov nach Jizerka führten präparierte Loipen, die zugleich als Wanderwege markiert waren, durch verschneite Wälder und über gefrorene Bäche. Die Wege, so alt wie die Legenden selbst, schienen von den Geistern der Berge gelegt – sie schlängelten sich lautlos durch Wälder und Täler, mal auf tschechischem, mal auf polnischem Boden, als gäbe es keine Grenzen in diesem Reich des Schnees.

In Jizerka, einem kleinen Dorf, dessen Holzhäuser in der Wintersonne funkelten, fanden sie Zuflucht in einer alten Baude. Dort wartete ein Festmahl, das selbst Rübezahl nicht besser hätte auftischen können: Kräftige Suppen, saftige Braten und dampfende Knödel in Hülle und Fülle. Doch mit jedem Bissen wuchs bei den Wanderern das Gefühl, dass die böhmische Küche – so herzhaft und einladend sie auch war – etwas fleischlastig zu sein schien. Selbst „Hermelin“ fand sich auf der Speisekarte – doch statt eines scheuen Waldbewohners verbarg sich dahinter ein tschechischer Weichkäse, sanft umhüllt von goldenen Zwiebelringen. Mit dem kräftigen Geschmack des Mahls noch auf der Zunge zogen sie sich in das behagliche Dachgeschoss zurück, wo selbst Schnarcher aus Ehrfurcht vor der nächtlichen Stille verstummten.

Am nächsten Morgen lockte ein schneebedeckter Hügel die Wanderer. Zuversichtlich schnallten sie die Schneeschuhe an und folgten dem unwiderstehlichen Ruf der Berge. Ihr Weg führte sie durch vereiste Flusstäler und über Ländergrenzen hinweg, bis sie schließlich Harrachov erreichten. Inmitten der weißen Winterlandschaft ragte hier ein Wellnesshotel empor, sein funkelnder Swimmingpool wirkte wie ein leuchtender Kontrast zur rauen Wildnis.

Trotz dieser Annehmlichkeiten hielt es die Wanderer nicht lange an diesem Ort. Mit dem ersten Licht des neuen Tages brachen sie auf – das Ziel, Špindlerův Mlýn, noch in weiter Ferne. Bald verwandelte sich Regen in tanzenden Schnee, und ihr Weg führte sie vorbei an einem rauschenden Wasserfall, stetig bergauf zum Kamm. Der Bergrücken lag hier einsam und karg, hölzerne Stangen wiesen den Weg, wenn nicht gerade der Nebel alles in ein milchiges Grau hüllte. Das ständige Knirschen des Schnees unter ihren Schneeschuhen war ihr treuer Begleiter in der stillen, weißen Weite. Schließlich erreichten sie nahe der Elbquelle eine Baude, in der sie sich mit dampfender Brühe stärkten. Der Knoblauchgeschmack, der die Brühe durchzog, erinnerte die Wanderer an die Bedeutung des Gewürzes in der hiesigen Küche. In der behaglichen Wärme fanden sie nicht nur Ruhe für ihre müden Glieder, sondern auch für ihre Gedanken – und sie begannen, sich auf das Abenteuer des nächsten Tages zu freuen.

Am folgenden Morgen tobte ein eisiger Wind über die Höhenzüge des Riesengebirges und biss unerbittlich in die Gesichter der Wanderer. Ihre Haare, Augenbrauen und Wimpern waren mit frostigen Kristallen überzogen, als sie sich dem ehrwürdigen Gipfel der Schneekoppe näherten. Nach der Überschreitung des majestätischen Berges breitete sich ein stilles, weißes Wunderreich aus. Neuschnee legte sich wie ein weiches, unberührtes Tuch über die tiefen Wälder, und die Pfade, die sich durch die winterliche Zauberwelt schlängelten, schienen nicht von Menschen, sondern von den Geistern der Berge selbst geschaffen. Am Abend wärmten sich die Wanderer in einer Pivovar in Horní Malá Úpa, wo sie bei einem Krug hausgebrauten Biers die Erlebnisse des Tages Revue passieren ließen.

Der letzte Tag brach an, und die Wanderer begannen ihren Abstieg aus den Bergen. Die letzten Sonnenstrahlen tauchten die Gipfel in goldenes Licht, als sie noch einmal die unberührte Wildnis betrachteten, die sie durchquert hatten. Der Abschied fiel ihnen schwer, doch der Weg zurück zum Ausgangspunkt ihrer Reise fühlte sich weniger wie ein Ende an, sondern vielmehr wie ein leises Versprechen, eines Tages wiederzukommen. So endet diese zauberhafte Sage – ein Abenteuer, das in den Herzen der Wanderer weiterlebt und in den Legenden der Berge unvergessen bleibt.