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Weitwanderung in den Lechtaler Alpen

Zehn Tage, neun Hütten und so manch „tierische“ Begegnung

30.07.2025

Eine Gruppe fröhlicher Wandersleute macht sich auf den Weg durch die Lechtaler Alpen - zehn Tage unterwegs, fern ab von Zivilisation, meist ohne Handyempfang und den Segnungen einer heißen Dusche. 

In diesem Tourenbericht lest ihr, wie die einzelnen Teilnehmer ihr ganz persönliches Highlight der Tour erlebt haben.

„Seit 2018 sind wir nun schon auf dem Weitwanderweg 01 von Wien nach Bregenz unterwegs. Viele sind schon von Anfang an immer wieder dabei, aber jedes Jahr gibt es auch ein paar neue Gesichter. Jedes Mal sind es wunderschöne Tage voller Spannung, Herausforderungen, schöner Natur, Wetterkapriolen, Geselligkeit, Abenteuer und kulinarischen Besonderheiten. Dieses Mal führte unser Weg von Ehrwald über den Fernpass bis nach Zürs.“

„Für mich, nun im 7. Tourenjahr auf dem Nordalpenweg, ist das Highlight dieser Tour gar nicht so leicht zu finden. Die Tour hat mir sehr gut gefallen, von den entspannten ersten Tagen bis zu den anspruchsvollen am Ende. Aber das eigentliche Highlight ist das Wiedereinsteigen, dort, wo man im Jahr zuvor aufgehört hat. In diesem Fall in Lermoos, mit Blick auf unser Ziel im letzten Jahr: Die Zugspitze, wenn auch wolkenverhangen. Das hat eine unglaubliche Vorfreude in mir ausgelöst auf die kommenden Tage. Und diese wurde nicht enttäuscht, wieder war es eine unvergessliche Tour.

Mein persönliches Highlight erlebte ich an Tag 3: Nach einem frühmorgendlichen Starkregenguss machen wir uns an Tag 3 mit Verspätung von der Selbstversorger-Loreahütte auf zur Anhalterhütte: 16 km und über 1200 hm waren zu bewältigen. Auf dem Weg dorthin zeigt sich überraschenderweise plötzlich die Sonne, somit ist für uns die Gipfeloption Loreakopf eröffnet. Ein Teil der Gruppe nutzt die Chance, um nach einer kurzen Kletterpartie am Gipfelkreuz zu stehen – mit großartiger Fernsicht.

Schon während des Abstieges kriechen die Nebelwolken wieder vom Tal hoch. Während wir den anderen folgen, die schon voraus gegangen waren, ereilt uns schon der nächste Regenguss. Doch diese kurze Zeit am Gipfel mit Ausblick, Sonnenschein und Foto war es wert.“

„Ich habe bereits an Tag 2 gedacht, mein persönliches Highlight erlebt zu haben. Drei Steinböcke tauchten plötzlich in freier Wildbahn unweit von uns auf. Ein erhebendes Gefühl, die Könige der Alpen in ihrem natürlichen Lebensraum zu erleben. Sie sind so groß und majestätisch, scheinen über alles erhaben. Das zu erleben habe ich mir schon sehr lange gewünscht. Doch es sollte noch besser kommen. An Tag 6, auf dem Weg von der Steinseehütte zur Memminger Hütte wartet der Tag und die Natur mit vielen Tieren auf. Schon direkt nach der Hütte säumen unzählige Alpensalamander unseren Weg. Sie glänzen herrlich schwarz, als seien sie gerade einem frischen Bad entstiegen. Am ganzen Weg sind außerdem Murmeltierlöcher zu sehen und der wachsame Pfiff ihrer Erbauer begleitet uns. Hin und wieder lassen sie sich auch aus sicherer Entfernung sehen. Da tauchen plötzlich drei, vier, fünf Steinböcke, nein sogar ein ganzes Rudel mit ca. 20 Steinböcken am Hang gegenüber auf. Ich bin überwältigt. Als dann noch eine „Flugschule“ von Alpendohlen im Trichter zwischen den Hängen sichtbar spielerisch und voller Freude eine waghalsige Flugshow abliefert und wir am Nachmittag Gämsen und ein Schneehuhn sehen dürfen, ist mein Tag der Tiere perfekt. Das ist Natur pur in ihrer vollen Pracht. Hier oben, fernab von Alltag und Zivilisation spüre ich, wie klein und unbedeutend ich bin und wie glücklich ich sein darf, so etwas erleben zu können.“

„Besonders herausragend war für mich die Wanderung an Tag 7 von der Memminger zur Ansbacher Hütte: In der Nacht hat es erneut stark geregnet, doch nun liegt ein Tag mit viel Sonnenschein vor uns. Der Weg runter zum Tobel des Parseierbachs verläuft über Wiesen, durch den duftenden Lärchen- und Kiefernwald und ist sehr steil, schlammig und extrem rutschig. Es ist kaum Halt zu finden, es gleicht einem Eiertanz. Wir haben für die 3 Kilometer und 500 Höhenmeter abwärts zwar doppelt so lange gebraucht wie geplant, es aber ohne größere Zwischenfälle geschafft. Bei der Pause am Parseierbach ist die Stimmung prächtig. Nun beginnt der Aufstieg zur Winterscharte. Doch zunächst gilt es einen Bach, der sich durch den Regen in einen reißenden Wasserlauf verwandelt hat, zu überwinden. Da hilft nur: Schuhe aus, Hosenbeine hochschlagen und durch das eiskalte, reißende Wasser mit sehr steinigem Grund waten. Auch dieses Abenteuer haben alle gut gemeistert. Der weitere Weg durchs Langkar ist wunderschön, zum Schluss sehr steil und seilversichert. Auf dieser höchst anspruchsvollen und abwechslungsreichen Etappe hat mir der Zusammenhalt in der Gruppe, der Frohsinn und die große Freude am Wandern in solch schwierigem Gelände besonders gefallen. Vielen Dank an jeden einzelnen in der Gruppe.“ 

„Es ist immer ein Highlight im Jahreslauf, wenn wir die Nordalpentour fortsetzen. Mit schon bekannten und noch unbekannten Menschen über die Zeit zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammenzuwachsen, die Natur, Blumen und Berge zu genießen, den Kopf freizubekommen. Es gibt über weite Strecken kein Netz, das Mobiltelefon kann ich nur zum Fotografieren nutzen und schon nach kurzer Zeit weiß ich nicht mehr, welches Datum wir haben und welcher Wochentag eigentlich ist. Das ist Entspannung pur. 
In diesem Jahr galt es schließlich, diesen ganz speziellen Bach zu überqueren. Wie im Bilderbuch tost er vom Berg herab, hat in die Landschaft zwischen Wiesen und Bergwald eine tiefe Furche geschnitten. Ganz weiß zeigt er sich, wir sehen nur die Gischt. Das Bachbett ist nicht zu sehen. Eine Brücke gibt es nicht. Von Stein zu Stein zu balancieren oder gar zu hüpfen ist auch nicht möglich. Bleibt nur: Schuhe aus und dann hinein. Hinein in diesen so wundervollen Bergbach. Die Fließgeschwindigkeit ist hoch, das Wasser hat Kraft. Bei jedem Schritt taste ich mit dem Fuß vorwärts, suche zwischen den Steinen etwas Sand oder Kies im Bachbett, auf dem ich Tritt finde. Es macht riesigen Spaß. Ich kann mich ganz in die Situation fallen lassen und fühle mich wie ein Kind, das in der Natur seine eigene Stärke spürt.“

„Ich muss zugeben, ich muss schon ein klein wenig nachdenken über mein persönliches Highlight auf dieser Tour, denn es gab so viele schöne Momente, beeindruckende Naturschauspiele, tolle Gespräche, Tierbegegnungen und Hüttenerfahrungen. Für mich sind die Steig- und Kletterpassagen eine neue Erfahrung und holen mich ein wenig aus meiner Komfortzone heraus. Ebenso an Tag 8: Die Strecke von der Ansbacher Hütte zur Leutkircher Hütte empfinde ich als sehr anstrengend (psychisch und physisch), da es mir an diesem Tag nicht gut geht. Es ist stundenlange Konzentration gefordert, die Wege sind wetterbedingt an manchen Stellen kniffelig. Ich weiß, ich muss da durch, da umkehren in diesem Gelände keine Option ist. Und am Ende des Tages bin ich sehr stolz, dass ich die Tagesetappe so gut geschafft habe und sage ein großes Dankeschön an Rosa, Merlin und Heike, die mir zur Seite standen.

Ich bin das erste Mal bei der Weitwanderung dabei, einige Teilnehmer kannte ich, andere nicht. Auf der Ansbacher Hütte treffen wir auf Katharina, eine Frau, die allein in ihrem Sabbatical unterwegs ist. Ihre Worte gehen mir mitten ins Herz, als sie sagt, wie großartig sie es findet, dass unsere Gruppe so aufeinander achtgibt, sich gegenseitig hilft und unterstützt. Dass Merlin und Achim die Gruppe so wunderbar durch dieses Gelände bringen, so gut führen und leiten ist etwas Besonderes. Ebenso mit einer so großartigen Wohlfühlgruppe unterwegs zu sein.“

„Nach einer kalten Nacht, mit Minusgraden mitten im Juli, machen wir uns morgens bei Sonnenschein auf den Weg von der Ansbacher Hütte zur Leutkircher Hütte. Nach einiger Zeit erreichten wir den „Theodor-Haas-Weg“. Auf dem Wegweiser steht seilversichert, nur für Geübte: Flanken, Rinnen, ausgesetzte Passagen, Geröll, das eine oder andere Joch gilt es zu überwinden. Unsere ganze Aufmerksamkeit gilt der Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Ausdauer.

Der eine oder die andere bekommt öfter mal einen Adrenalinstoß. Doch mit guter Teamarbeit und gegenseitiger Unterstützung meistern wir auch diese Hürde. Anschließend haben wir uns die Rast und das leckere Essen im Kaiserjochhaus redlich verdient, bevor es etwas weniger anspruchsvoll weitergeht zur Leutkircher Hütte.

Sehr positiv empfinde ich dieses Jahr die Verpflegung auf den Hütten. Auch für Vegetarier gibt es sehr abwechslungsreiches Essen: Spinatknödel mit Gorgonzolasoße, Kartoffel-Gemüse-Auflauf, nepalesisches Dal Bhat, Käsenudeln, sogar edlen Tafelspitz für die Nicht-Veggies. Neben tollen Bergen ist Tirol auch wegen seiner Apfelstrudel, Marillenknödel und Kaiserschmarren zu empfehlen.“

„Nach meiner bisherigen Erfahrung dachte ich immer, man könne alle als normal ausgezeichneten Wege in den Alpen auch mit normalem Können gehen. In den Lechtaler Alpen ist das anders. Dank der professionellen Betreuung durch unsere Wanderführer ist die anspruchsvolle Tour jedoch stets ein Genuss und wir können die schwierigen Passagen gut meistern.“

„Die Route führt durch wilde Landschaften, in denen der Handyempfang rar ist. Über Almen, schroffe Grate und durch Wälder, in denen man sich nicht sicher ist, ob man noch in Österreich oder schon in einem Fantasy-Roman unterwegs ist. Doch das eigentliche Highlight für mich ist kein Gipfel, sondern ein Murmeltier. Statt wie seine Artgenossen rechtzeitig das Weite zu suchen und mit schrillem Pfiff zu verschwinden, nähert es sich unserer Truppe neugierig – und das bis auf wenige Meter! Ob das Murmeltier neugierig ist, sich verlaufen hatte oder schlicht PR für die alpine Tierwelt machen will, bleibt ungeklärt. Fest steht: Wir hatten eine Begegnung der haarigen Art, wie sie wohl nicht allzu oft vorkommt.“

„Laufen, steigen, klettern, schwitzen, stillstehen… Der Atem und Puls beruhigt sich!

Ein Murmeltier in Schrittnähe. Wir schauen uns an…..

„Was machst du denn in meinem Revier?“, scheint es zu fragen. „Ich wandere mit einer netten Gruppe, jetzt mache ich Pause, um dich zu beobachten!“

Das emsig Blätter und Blüten fressende Murmeltier lässt sich nicht stören. Es kommt neugierig mal näher und huscht auch gleich wieder zurück. Glücklich über die schöne Begegnung wandere ich frisch und munter weiter.“

„Gerne erinnere ich mich an unsere gemeinsame Wandertour im Juli zurück. Es gibt viele Erlebnisse und Highlights die man erzählen könnte: Atemberaubende Ausblicke in eine wunderschöne Bergwelt, immer volle Berghütten, die uns mit so vorzüglichem Essen, netten Gesprächen am Abend und warmem Wasser nach den Wanderungen beglücken.

In den Bergen sein, heißt aber auch immer wieder Verzicht auf Normalität und gewohnten Komfort, was uns jedoch das Wesentliche vor Augen führt. 
Und wenn das Wetter nicht so spielt, wie man es sich wünscht, man den Regenschutz zum wiederholten Mal auspacken darf und der Wanderleiter das Sauwetterlied von Reinhard Mey neuinterpretiert (das dem Original in nichts nachsteht) und man plötzlich bemerkt, wie die Laune sich aufhellt, dann hat der Wanderleiter wieder mal alles richtig gemacht.“

„Zehn Tage in solch schwierigem Gelände schweißen die Gruppe zusammen. Wir dürfen erleben was Rücksichtnahme und gegenseitige Unterstützung bedeuten: Aufeinander warten, an schwierigen Passagen Trittmöglichkeiten aufzeigen, Gepäck von anderen übernehmen, Spuren für andere treten, Verpflegung oder Pflaster teilen, aufmerksam machen auf wunderschöne Ausblicke oder Naturphänomene, Rucksack-Regenschutz auffangen, gegenseitig die Stöcke abnehmen, wenn wir kraxeln dürfen, Mut zusprechen und vieles mehr. Ein großes Dankeschön an die Gruppe und die hervorragende Wanderleitung!“

„Am Ende der Abstieg von der Stuttgarter Hütte nach Zürs, den Blick auf den gegenüberliegenden Gebirgsstock gerichtet, in Gedanken vielleicht schon wieder im Aufstieg im nächsten Jahr. Alles in allem verschwimmen die vielen einzelnen Touren über die Jahre zu einer großen in meinem Kopf und genau das macht es so toll! Ich freue mich schon darauf, im nächsten Jahr hoffentlich die Füße in den Bodensee zu hängen :)“

 

In diesem Bericht haben Achim, Alex, Annette, Beate, Frederike, Heike, Klaus, Merlin, Rosa, Thomas und Wolfgang ihre Highlights mit euch Leser*innen geteilt. Wir hoffen die persönlichen Eindrücke haben euch mitgenommen auf unsere auch emotionale Reise durch die Lechtaler Alpen im Juli 2025.