Am 25. und 26. Mai fand der diesjährige Mehrseillängenkurs mit Erik, Markus und Berni statt. Hinzu kamen zwei ausführliche Vorbereitungsabende, an denen wir die komplexe Theorie des Standplatzbaus erst einmal in Stehhöhe üben konnten. Um Knotenkunde, Materialkunde, Seilhandling und vor allem um die Prozesse, Logiken und Regeln beim Bau des Standplatzes und des Sicherns ging es.
Es waren sehr viele Informationen und die Vorstellung, genau das in großer Höhe mit vielleicht nur Luft unter den Füßen zu wiederholen (ja kein falsches Seil ausknoten, wirklich alle Schrauber zu?), machte mich leicht nervös - unabhängig davon, wie sehr ich mich auf den praktischen Teil des Kurses freute.
Und dann war der Tag gekommen, an dem sich die neun Teilnehmer und drei Leiter morgens am Battert trafen. Erik zischte mit seiner Gruppe davon, während wir uns gemütlicher auf den Weg machten. Die jeweiligen theoretischen Vorsteiger der Dreier-Seilschaft waren immer von oben im Toprope vom Leiter gesichert, der im wirklichen Vorstieg auch mobile Sicherungsgeräte gelegt hatte und anschließend beim Standplatzbau half bzw. Tipps gab und am Ende nur noch kontrollierte.
Es war am Anfang verwirrend. „Unsichtbares“ Seil ausklippen, beide Halbseile einklippen, weiter, Fuß, Hand, immer höher, Stand bauen, Nachkommende über zwei Halbseile sichern, richtige Kommandos geben, Namen dazu (!!). Das Sichern mit den Halbseilen erforderte ein bisschen Übung und wir halfen uns gegenseitig, um bei den vielen Seilen und Knoten nicht den Überblick zu verlieren. Neben dem Klettern war die Aussicht das absolute Highlight. Mit jeder Seillänge kamen wir höher und hatten einen wundervollen Blick auf den Schwarzwald und das Dörfchen Baden-Baden. Nachmittags fing es leider an zu gewittern. Darum änderten wir den Plan und verbrachten nach Regenende einige Stunden mit der Theorie und dem Legen von mobilen Sicherungsgeräten.
Am Sonntag kletterten wir dann nochmals zwei Routen und merkten, wie wir langsam sicherer wurden und die Abläufe verstanden hatten. Zwar gab es hin und wieder Seil-Kuddelmuddel, was bei drei Seilen nicht verwunderlich war, aber insgesamt hatten wir das Prinzip verstanden. Bei der ersten Route am Sonntag hing ich dann tatsächlich in wohl 40 m Höhe am Stand am Seil in der Luft – es war einfach kein Platz auf dem Vorsprung – und genoss es, unter mir in die Tiefe zu schauen und die Sonne und den Wind zu spüren. Nach jeder der Routen seilten wir uns an einem Stück die 50 m wieder ab, was nochmals richtig Spaß machte.
Unsere Gruppe verständigte sich in einer Mischung aus Englisch, Deutsch und Spanisch, was überraschend gut funktionierte, die wichtigsten Kommandos liefen auf Deutsch. Die drei langen Routen, die wir an diesem Wochenende kletterten, waren wundervoll. Solche Routen hätte ich nie allein gehen können, aus dem Grund des Legens und der Mehrseillängen. Ich kann verstehen, wie man nicht nur süchtig nach Klettern werden kann, sondern nach Mehrseillängen. Unsere waren mit ihren drei Seillängen noch eher kurz und die Vorstellung, noch höhere Wände zu klettern, verursacht mir ein aufgeregtes Prickeln im Bauch. Es war ein sehr guter Kurs, wir wurden sehr gut betreut und haben wirklich viel gelernt Die Gruppe inklusive Leiter war sehr nett und wir haben ein wunderschönes Wochenende zusammen verbracht. Vielen vielen Dank nochmal an Berni, Erik und Markus! Für eure Geduld vor allem und dass ihr euch die Zeit für uns genommen habt.
Yolanda Rohde