Es ist eigentlich völlig unlogisch und ich verstehe es auch nicht, je älter wir werden, umso schneller rast die Zeit. Gerade waren wir doch in Oberhof und jetzt freuen wir uns auf eine weitere Wanderwoche, dieses Jahr an der Grenze zu Hessen und Bayern. 11 begeisterte Thüringen-Fans treffen Christoph Bolte im Eisenacher Haus in Erbenhausen, die meisten kommen nach und nach im Garten an, zu einem Stück Kuchen und Kaffee. Zum Abendbüffet sind wir alle zusammen und Christoph lädt gleich zu einem kleinen Verdauunngsspaziergang zum Ellbogen (814 m), auf der Hochebene der Langen Rhön, ein. Wenige Minuten später gibt das kleine Waldstück die weite Aussicht frei. Die Abendstimmung wird durch wenige Regentropfen gestört, aber wir haben ja noch einige Tage vor uns, um die überwältigende Landschaft der Rhön aufzunehmen, die bekannt ist für den wunderbaren Blick von ihren Höhen.
Das Eisenacher Haus wurde 1928 vom Rhönklub Eisenach als Wanderheim einige Meter unterhalb der höchsten Stelle errichtet. Wie viele dieser Häuser durchlebte es während des Kalten Krieges eine wechselvolle Geschichte, bis es 1990 wieder als Tagungs- und Wanderhotel eingerichtet wurde.
Montag, 12. Juni
Unser Ziel am ersten Wandertag ist das Rote Moor, das zweitgrößte Hochmoor nach dem Schwarzen Moor, das wir vor einigen Jahren besucht haben. Beide Moore sind heute Naturschutzgebiete. Unterwegs begrüßen uns weidende Kühe und Rhönschafe und immer wieder Blumenwiesen und, besonders vom Aussichtstum weite Aussichten . Hier wurde bis 1984 Torf abgebaut. Dunkle Wasser und ein Wald niedriger Karpatenbirken erwarten uns auf dem Moorrundweg. Die Lehrtafeln informieren uns über die Entstehung und Geschichte.
Dienstag, 13. Juni
Heute steht die Wasserkuppe auf unserem Programm. Der „Berg der Flieger“ gilt als Wiege des modernen Segelflugsports und ist mit 950 m die höchste Erhebung der Rhön. Unterhalb des Gipfels sprudelt die Quelle der Fulda, die sich mit der Werra zur Weser vereinigen wird. Von hier aus starten wir unseren Rundweg zur Wasserkuppe.
Einige von uns kennen die Gedenkstätte Point Alpha in Geisa noch nicht, deshalb besuchen wir noch diesen Ort der Geschichte. Auf der einen Seite die Nato, auf der anderen die DDR-Grenztruppen – hier wird die Konfrontation der beiden Machtblöcke im Kalten Krieg und die leidvolle Zeit der innerdeutschen Teilung dokumentiert.
Einmal mehr freuen wir uns, wenn wir heute die Grenzen zwischen Thüringen, Hessen und Bayern auf unseren Wanderwegen überschreiten.
Mittwoch, 14. Juni
Das Neustädter Haus auf dem Käuling ist heute unser erstes Ziel. Von hier wandern wir über aussichtsreiche Wege, vorbei an dem 207 m hohen Sendemast des Bayerischen Rundfunks und erreichen das Gipfelkreuz des dritthöchsten Berges der Rhön (928 m). Gleich erkennen wir auch die 3 Golgata-Kreuze, das Wahrzeichen des Kreuzbergs und die 12. Station des Kreuzweges. Von hier haben wir einen herrlichen Ausblick über das Kloster und die Berge der Rhön. Der gut ausgebaute Treppenweg führt uns hinab zum Kloster mit seiner jahrhundertealten Wallfahrt- und Brautradition.
Es ist möglich, dass während der keltischen und germanischen Besiedlung eine heidnische Kultstätte auf dem – damals Asenberg – bestand. Ende des 16. Jahrhunderts wurde eine Wallfahrtskapelle sowie eine erste Kreuzigungsguppe errichtet, der der Berg seinen heutigen Namen verdankt. Weil die Kapelle dem großen Zulauf der Pilger nicht ausreichte, wurde Ende des 17. Jahrhunderts eine Kirche und ein Kloster für die Franziskaner erbaut. Nicht alle Besucher kommen aus religiösen Gründen auf den „heiligen Berg der Franken“, sie wissen von der Braukunst der Franziskaner.
In der Brauereigaststätte lassen wir uns einen guten Imbiss schmecken, bevor wir zu unseren Autos zurückgehen.
Donnerstag, 15. Juni
Vom Parkplatz Mooshecke kommen wir bald zur Ulsterquelle, die am Heidelstein, dem Herzstück der Langen Rhön, entspringt. Auf ihrem ca. 50 km langen Weg führt sie vorbei an Hilders, Schloss Tann, am historischen Rathaus von Geisa und mündet bei Phillippsthal in die Werra.
Im Biophärenreservat Rhön gehen wir weiter durch das Land der „offenen Fernen“ mit immer wieder herrlichen Aussichten und bunten Blumenwiesen bis wir den Heidelsten (925 m) mit seinem markanten Sendemast (218 m) erreichen. Ein etwa 1 km langer Bergrücken verbindet den West- und den Ostgipfel, hier wurde die Gedenkstätte des Rhönklubs errichtet. In der Nähe steht ein aus Teilen des ehemaligen Grenzzaunes hergestelltes Kreuz, das an die deutsch-deutsche Teilung erinnert.
Freitag, 16. Juni
In der Nacht zu unserem letzten Wandertag hat es ordentlich geregnet, deshalb wählt Christoph einen landschaftlich wunderschönen Rundweg vom Eisenacher Haus zum Thüringer Rhönhaus aus.
Wir kommen vorbei an einem kleinen Basaltsee, wo sich noch Hinweise auf den Abbau erkennen lassen.
Das urige Holzhaus lockt uns mit regionalen Gerichten aus Thüringen, Hessen und Bayern. Thüringen ist ja immer mit gutem Essen und guten Kuchen verbunden und so lassen wir uns diese Mahlzeit schmecken, bevor wir zu unserem Hotel zurückkehren.
Samstag, 17. Juni
Ja, die Koffer werden wieder gepackt und zur Heimreise verstaut.
Buchen, Moorlandschaften, vielfältige bunte Blumenwiesen, herrliche Aussichten, das alles in netter Gesellschaft – Thüringen war wieder sehr gelungen – lieber Christoph, vielen Dank für die Planung und Durchführung. Wir werden noch einige Zeit daran denken.
Text: Uschi Mink
Fotos: Christoph Bolte