Tag 1 - Neele Uhlenbruck
Lange war unklar, ob der Alpine Basiskurs 2020 stattfinden würde oder nicht. Dank des Einsatzes unserer Tourleiter und noch rechtzeitig beschlossener Lockerungen bei den Coronaauflagen stand aber schließlich Ende Mai fest, dass wir in die Allgäuer Alpen fahren dürfen. Am 19. Juni begann somit der Alpine Basiskurs für die acht TeilnehmerInnen sowie die beiden Kursleiter Jürgen und Erik an der Talstation der Fellhornbahn. Der Aufstieg zur Rappenseehütte begann nasskalt mit leichtem Regen, sodass Pausen zum Aufwärmen und Stärken auf der Petersalpe und der Enzianhütte sehr willkommen waren. Unterwegs mussten wir bereits kleinere Firnfelder queren – gute Gelegenheiten, um die Sicheltechnik zu üben! Nach der mehrstündigen Wanderung, bei der sich uns trotz der Wolken auch tolle Aussichten boten, erreichten wir schließlich unser Ziel, die Rappenseehütte.
Am Nachmittag erprobten wir die Fortbewegung in Schrofengelände – zunächst ohne Seil, später konnten sich dann alle auch noch im Anseilen, Vorstieg und dem Standplatzbau üben. Aufbauend auf unsere ersten Erfahrungen mit den kleineren Firnfeldern beim Aufstieg zur Hütte wagten wir uns schließlich auch noch auf ein großes Firnfeld mit steilen Hängen, um die Techniken für den frontalen Auf-& Abstieg zu lernen. Den krönenden Abschluss stellten schließlich die Rutschversuche dar, die zum Teil mit einiger Überwindung, v.a. aber auch mit viel Spaß verbunden waren. Dabei ließen wir uns vorwärts, rückwärts, auf dem Bauch und auf dem Rücken auf den Schnee an einem steilen Hang fallen, um dann im Rutschen möglichst schnell in die Liegestützposition zu kommen und so zu bremsen. Nach einem wohlverdienten, üppigen Abendessen ließen wir den Abend bei der Tourenplanung für den nächsten Tag ausklingen.
Tag 2 - Sebastian Schmidt
Das Herzstück des Kurses war eine Gipfelbesteigung am Samstag, dem zweiten Tag. Ausgehend von der Rappenseehütte (2091 m) hatten wir am Vorabend die Besteigung des Hohen Lichts (2651 m), der zweithöchste Berg der Allgäuer Alpen, ins Auge gefasst. Von der Hütte ging es hinauf zur Großen Steinscharte, auf den Spuren des Heilbronner Wegs. Während des Aufstiegs bot sich eine schöne Aussicht auf den idyllischen Rappensee und den steilaufragenden kleinen Rappenkopf. In der breiten Steinscharte angekommen, lagen die steile, schroffe Flanke des Hohen Lichts und das darunterliegende Hochalptal vor uns. Über eher flache Stein- und Schneeflächen näherten wir uns zunehmend dem steilen Anstieg, der über ein erstes Schneefeld zu einem kurzen Klettersteig führte. Anstatt am Ende des schmalen Durchgangs, der den Namen Feuchte Rinne trägt, dem geräumten Heilbronner Weg weiter zu folgen, mussten wir uns nun eine eigene Spur durch den tiefen Schnee bahnen. Die weiche und griffige Konsistenz des Schnees ermöglichte uns glücklicherweise das Passieren dieser steilen Stelle. Nichts desto trotz sicherten uns Jürgen und Erik mit Hilfe eines Firnankers und eines Seils. Nebel und Wolken waren von da an unsere Begleiter, bis wir den Gipfel erreichten, wobei wir noch mehrere steile Schneefelder und enge Passagen durchqueren mussten. Am Gipfelkreuz angekommen bot sich zwar leider keine weitreichende Aussicht, allerdings zeigten sich die umliegenden Berge bei unserem Abstieg dann doch noch. Kurz nach dem erneuten Durchqueren des Klettersteigs ereilte uns ein ziemlicher Schreck. Laut polternd stürzten einige Steine von oben durch den schmalen Schlauch des Klettersteigs, der zu diesem Moment glücklicherweise unbenutzt war. Durch vorherige Anweisungen unserer Gruppenleiter wussten wir, wie wir uns bei einem solchen Steinschlag zu verhalten hatten. Der Weg nach unten über ein steiles, ungefährliches Schneefeld war schließlich deutlich schneller als der Aufstieg. Am Abend stand schließlich wichtige Theorie auf dem Programm, unter anderem ging es dabei um das Thema der Ersten Hilfe im Gebirge. Zum Abschluss des Tages bot sich uns eine wundervolle Abendstimmung an den Hängen der umliegenden Berge.
Tag 3 - Sarah Kuhn und Stefan Hartmann
Nach einer weiteren erholsamen Nacht auf der Rappenseehütte ging es dann nach dem Frühstück wieder zu dem Ort zurück, wo wir am ersten Tag die Rutschversuche unternommen haben. Dieses Mal stand die Vertiefung der bereits erlernten Sicherungs-techniken auf dem Programm. In kleinen Gruppen führten wir Übungen durch, bei denen wir unsere Knotentechnik in der Praxis anwenden konnten. Auch unsere Stimmbänder wurden hier ordentlich gefordert, um die richtigen Kommandos an den Rest der Seilschaft zu übermitteln. Als weitere Aufgabe sollten wir die umliegenden Steine und Felsen auf mögliche Kandidaten für eine Sicherung prüfen und diese dann auch mittels Bandschlinge vorbereiten. Abschließend konnten uns Jürgen und Erik hier nochmals sehr klar vor Augen führen auf was bei der Auswahl eines Sicherungsfelses geachtet werden muss…..glücklicherweise war dies nur eine Übung. Zu guter Letzt lernten wir wie man einen Fixpunkt im Firn setzt. Es was für uns beindruckend zu sehen welchen Kräften ein korrekt vergrabener Pickel standhält.
Nach einer weiteren leckeren Mahlzeit auf der Hütte traten wir am Mittag den Heimweg an. Dieser verlief wieder durch die wunderschöne Allgäuer Landschaft auf teils matschigen und rutschigen Pfaden. Als Belohnung machten wir an einer Alpe Rast und konnten uns dort sowohl für den restlichen Weg stärken als auch die (teilweise nicht vorhandenen) Lücken im Rucksack mit hausgemachtem Käse auffüllen.
An dieser Stelle nochmals vielen Dank an Jürgen und Erik, die es in beeindruckender Weise in den drei Tagen schafften uns den nötigen Respekt vor den Bergen und deren Tücken aufzuzeigen, uns aber gleichzeitig die Grundlagen für eine sichere Bergtour an die Hand gaben.