Am 3. Oktober um 6:45 Uhr traf sich auf dem Karlsruher Hauptbahnhof eine Gruppe von 14 Unerschrockenen mit leichtem Gepäck (maximal 30 Liter waren vorgegeben), jedoch belastet mit einer regenreichen Wetterprognose. Nach bequemer Bahnfahrt nach Basel und entlang des Hochrheins kamen wir in Albbruck, dem Ausgangspunkt des Albsteigs, an.
Zunächst ging es langsam ansteigend in den Hotzenwald. Bereits nach zwei Stunden erreichten wir eine der spektakulärsten Stellen unserer Wanderung: die Albschlucht. Hier schneidet sich der Fluß tief ins umgebende Gestein ein. Abstieg auf der einen und Anstieg auf der anderen Seite waren die erste Herausforderung, die mit herrlichen Ausblicken belohnt wurde.
Nach einer Mittagspause auf der Terrasse eines verlassenen Gasthauses ging es bei strahlendem Sonnenschein (!) weiter Richtung Göhrwihl. An der Mündung des Höllbachs in die Alb verweilten wir kurz, um die Füße zu kühlen. Und neue Kraft zu schöpfen. Dabei waren wir von der rot-braunen Färbung des Wassers beeindruckt (Algen?, Eisengehalt?). Gegen 16 Uhr trafen wir an unserer Vesperstube in Göhrwil ein. Vor dem Abendessen machten viele noch einen kurzen Spaziergang zur gegenüber liegenden Kuppe, vorbei an einer lebhaften Rinderherde. Von der Kuppe aus hatten wir eine wunderbare Sicht auf die Alpen und meinten Eiger, Mönch und Jungfrau ausmachen zu können. Neben dem tollen Blick gab es in der Vesperstube einen authentischen Hotzenwälder Wirt und ein Schlachtfest.
Nach einem deftigen und kräftigenden Frühstück mit herrlichem Schwarzwälder Schinken und Rauchkäse begannen wir den Tag, an dem die Wasserläufer geboren wurden. Vorbei an der Rinderherde und dem Alpenblick (siehe Bild) erreichten wir im beginnenden (und ab da kaum mehr endenden) Regen Teufels Küche. Das ist nicht symbolisch gemeint. Vielmehr gibt es Teile der Alb, die so wild sind, dass frühere Generationen ihnen diesen Namen gaben. Dabei gibt es Teufels Küche in großer und kleiner Ausführung. Selbstverständlich waren wir in beiden! Auch schon das normale Wandern durch den Wald kam uns – noch etwas trocken (hinter den Ohren) anstrengend und nass vor. Wir verloren vorübergehend etwas das Interesse an den Schönheiten der Natur und fokussierten kurzfristig auf die Suche nach Dächern. So bekamen eine Bushaltestelle (Mittagspause) und das Vordach einer Waldorfschule den Charakter eines Highlights. Gegen Ende des Nachmittags änderte sich nicht das Wetter – aber sehr wohl unsere Einstellung. Das meditative Wandern im Regen, der monotone Klang der Tropfen und die angenehme Frische und Kühle auf unserer Haut hatte uns in Wasserläufer verwandelt. Bei der Ankunft am Klosterweiher in Wittenschwand (dem Ort unserer zweiten Unterkunft) mussten einige vom herbstlichen Bad im Weiher (mit Kleidern und Rucksack) abgehalten werden. Im Gasthaus am Weiher gab es leckeres alemannisches Abendessen, eine Super-Stimmung und leistungsfähige Heizkörper.
Am Morgen des dritten Tages waren alle Kleider getrocknet und zunächst gab es seltsame Phänomene. Es fielen Worte wie „Verkürzung“, „unangenehm“, „zu nass“, die auf eine gewisse Verwirrung der Teilnehmer hindeuteten. Zum Glück war Achim erfahren genug, um zu wissen, dass Austrocknung bei vielen Menschen zu Verwirrung führt. Geschickt spielte er zunächst den Verständnisvollen, bis unser Flüssigkeitshaushalt durch kontinuierliche (Regen-) Bewässerung wieder ins Gleichgewicht kam. Bereits nach kurzer Zeit waren Kleidung, Rucksäcke und Haut wieder gut mit Wasser benetzt und die Hirnfunktion normalisierte sich bei allen. Erstaunlicherweise wurde der Regen gar nicht mehr wahrgenommen, staunend standen wir vor dem Albstausee und wunderten uns, dass in der morgendlichen Verwirrung die dürren Gedanken hier schon die Wanderung beenden wollten. Wir umrundeten den See und erreichten nach einem kräftigen Anstieg eine herrliche Schutzhütte für die Mittagspause. Weiter ging es nach St. Blasien. Dort durchwanderten wir zuerst Wasserfälle, ehe wir die Stadt mit dem imposanten Dom erreichten. Abends gab es neben leckerem Essen wunderbare spanische Weine, die uns sehr entspannten.
Der 4. Tag begann mit einem herrlichen Frühstück und einer kurzen Fahrt nach Menzenschwand. Dort fanden wir Schwarzwaldhäuser wie aus dem Bilderbuch, die sich entlang der Straße durchs ganze Dorf zogen. Kurz hinter Menzenschwand trafen wir auf einen Ziegenhof, den die Gemeinde betreibt. Die Ziegen werden zur Landschaftspflege eingesetzt und helfen, die einzigartige Vegetation des Hochtals zu erhalten. Rasch kamen wir danach an den Menzenschwander Wasserfall, der der größte und spektakulärste der gesamten Tour war. Der Anstieg ging weiter über eine Hochebene mit herbstlich gefärbtem Heidekraut. Heute nur leicht benetzt (Regen konstant, aber bis zur Ankunft nur mäßig) erreichten wir das Ziel am Hebelhof sowie das „Schlußtor des Albsteigs (siehe Gruppenfoto). Nach einer kurzen Busfahrt erreichten wir Bärental mit einem weiteren Highlight der Reise: einer original Schwarzwälder Kirschtorte, bei der wir noch einmal die Abenteuer der letzten Tage Revue passieren liessen und uns langsam an den Gedanken gewöhnten, dass die gemeinsame Zeit (die alle in der Gruppe genossen haben) langsam zu Ende geht. Nach einer idyllischen Fahrt mit der Höllentalbahn holte uns in Freiburg die harte Realität in Form des sonntäglich gefüllten Regionalexpresses nach Karlsruhe ein.
Quintessenz der vier Tage:
- Wir waren eine tolle Truppe, die durch das gemeinsame Gewöhnen an den Regen und die umsichtige, ermutigende und einfühlsame Führung von Achim und Rosa in den vier Tagen erstaunlich gut zusammengewachsen ist. Vielen Dank dafür an die beiden!
- Wandern ist auch im Regen schön.